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Die grundlegende Frage, die sich im Zusammenhang mit den Präterito-Präsentien stellt, lautet: Warum erhalten die (ursprünglichen) Präteritumsformen plötzlich präsentische Bedeutung?

Die besonderen Bedeutungsverhältnisse der Präterito-Präsentien können durch einen Vergleich mit lat.vidēre "sehen" verdeutlicht werden, das mit ahd. weiz etymologisch verwandt ist. Der Präteritumsform weiz hat ursprünglich eine Bedeutung "ich habe gesehen" entsprochen. Sie bezeichnet einen Vorgang, der vom Standpunkt des Sprechers aus gesehen abgeschlossen ist, dessen Ergebnis aber in seine Gegenwart hineinwirkt. Wird dieses Hineinwirken in die Gegenwart, also das Ergebnis des Gesehenhabens, bezeichnet, so ergibt sich für die Präteritumsform die Präsensbedeutung "mir ist bekannt, ich kenne, ich weiß". Der abgeschlossene Vorgang wird dann nicht mehr als Vorgang gesehen, sondern in seinem in der Gegenwart fortdauernden Ergebnis.

Literatur[]

Bergmann/Pauly/Moulin: Alt- und Mittelhochdeutsch. Arbeitsbuch zur Grammatik der älteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte, 7., überarbeitete Auflage, Göttingen 2007.

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