Die Pariser Gespräche (auch Altdeutsche Gespräche genannt) sind ein in Ahd. verfasstes Gesprächsbuch, das uns einen einzigartigen Einblick in das alltägliche Leben und in die Alltagssprache gewährt.
Zur Überlieferung[]
Die Pariser Gespräche bilden einen kleinen Teil eines Fragments, das aus 67 Blättern besteht und lassen sich in 2 Teile teilen: a und b. Der Teil a wird in der Bibliothèque Nationale Paris unter der Signatur Ms. lat. 7641 aufbewahrt.Der eigentliche Text der Gespräche beschränkt sich nur auf die Blätter 1r, 2v und 3r; den Rest, d.h. die Blätter 4v - 16r, stellen Auszüge aus dem Tatian dar. Der zweite Teil, der Teil b, befindet sich in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom unter der Signatur Cod. Reg. lat. 566, wobei nur das Blatt 50b zu den Pariser Gesprächen zählt und ursprünglich den Anfang von Teil a bildete. Kurz zusammengefasst: die Pariser Gespräche nehmen nur 4 Blätter aus dem 67 Blätter dicken Fragment ein.
Die einzelnen Teile der Handschrift werden unterschiedlich datiert. Die eigentlichen Gespräche reichen bis zum Anfang des 10. Jhs. Die Tatianexzerpte dürften von einem anderen Schreiber im Laufe des 10. Jhs geschrieben worden sein.
Das Überlieferungsmaterial der Pariser Gespräche ist das Pergament. Der benutzte Schrifttyp ist die im frühen Mittelalter übliche karolingische Minuskel.
Inhalt und Funktion[]
Es lässt sich eine breite Themenskala beobachten; meistens finden sich hier Ausdrücke, die einem Reisenden die Verständigung in einem fremden Land erleichtern sollten, wie z.B. Bekanntschaft und Konversation mit Fremden, Übernachtung im Haus des Grafen, Bewirtung mit Wein usw. Es kommen auch Interessen von Kriegsleuten und adligen Herren und Dienern zum Ausdruck: Teile der Rüstung, Beurteilung der Vasallen nach Qualität und Tapferkeit, Versorgen der Pferde, sogar Erotisches. Nicht einmal Grobheiten und Schimpfworte werden ausgelassen.
Der eigentliche Text besteht aus:
1, einem ahd. - lat. Vokabular der Körperteile:
1. Obethe caput. 4. Ogen oculi. 5. Munda bucca. 7. Bart barba. 10 Brust pectus.
2, bilingualen Mustersätzen und Redewendungen für auf Reisen auftretende Situationen:
17. Guane cumet ger, brothro, .i. unde uenis, frater? "Woher kommt Ihr, Bruder?"
21. E guas mer in gene francia .i. in francia fui. "Ich war in Franzien."
Im Unterschied zu Abrogans oder anderen zweisprachigen Denkmälern, ist hier der Grundtext in Ahd. verfasst, an den sich, übergeschrieben oder mit .i. (= id est "das heißt") angeschlossen, die vulgärlat.-romanische Übersetzung oder Erklärung anschließt, und nicht umgekehrt.
Dieses Reisehandbuch war wahrscheinlich für einen Romanen bestimmt, der sich Sprachkenntisse des Ahd. aneignen wollte oder musste, wenn er in das ahd. Sprachgebiet reiste. Es war also kein Wörterbuch für die Altdeutschen, die nach Frankenreich reisen wollten. Durch die teilweise bearbeiteten Auszüge aus der Tatianübersetzung wurde versucht, den Wortschatz zu erweitern.
Quellenverzeichnis[]
Gedruckte Quellen:
- Meineke, Eckhard - Schwerdt, Judith (2001): Einführung in das Althochdeutsche. Paderborn.
Internetquellen:
- http://www.handschriftencensus.de/12352. 28. Dezember 2011.
Edition des Textes:
- Elias Steinmeyer und Eduard Sievers, Die althochdeutschen Glossen, Bd. 5, Berlin 1922 (Nachdruck Dublin/Zürich 1969), S. 517-542. (online)