Grundlage für den Grammatischen Wechsel: Entwicklungen im Idg. und das Vernersche Gesetz[]
Wie bereits bei der der 1. Lautverschiebung erläutert wurde, entwickelten sich die idg. behauchten/unbehauchten stl. Plosive p(h), t(h), k(h) zum Germanischen je nach Lage des Akzentes entweder zu a) stimmlosen oder b) stimmhaften Frikativen. Auch beim idg. stl. Frikativ s gibt es zwei mögliche akzentbedingte Entwicklungen: a) germ. stl. Frikativ s oder b) sth. Frikativ z mit Weiterentwicklung zu Liquid r.

Tab.1: a) traf ein, wenn im Idg. - dessen Akzent im Gegensatz zum Germanischen noch frei war - dem betreffenden Konsonanten unmittelbar vorausging, b) hingegen, wenn im Idg. der Akzent dem betreffenden Konsonanten nicht unmittelbar vorausging. Dieses akzentbedingte Nebeneinander sth./stl. Frikative wurde vom dänischen Sprachwissenschaftler Karl Verner 1875 beobachtet und als Lautgesetz formuliert (Vernersches Gesetz).
Die unterschiedliche akzentbedingte Entwicklung der Konsonanten hatte für das Germanische folgende Konsequenz: ein Nebeneinander von stimmlosen und stimmhaften Frikativen bzw. stimmlosem Frikativ s und Liquid r. Das Vernersche Gesetz hatte aber nicht nur Auswirkungen auf die Entwicklung der Konsonanten im Germanischen, denn die unterschiedlichen "Produkte" fielen zum Ahd. hin nicht etwa zusammen, sondern entwickelten sich auch hier different:

Diese Übersicht bedient sich für das Ahd. der in Tab. 1 orange unterlegten einfachen Konsonanten. Alle weiteren dort angegebenen Möglichkeiten sind sprachgeographisch zu erklären (siehe hierzu u. a. die Medienverschiebung der 2. Lautverschiebung). Die Verdoppelung von Konsonanten ergab sich durch die sog. Westgermanische Konsonantengemination.