1. Einführung[]
Um eine in einem althochdeutschen Text vorkommende Form eines starken Verbs analysieren zu können, bedarf es den Vorkenntnissen bzgl. der Ablautreihen und Flexionsendungen. Erst dann ist es möglich, qualifiziert die flektierte Verbform auf den Infinitiv zurückzuführen und die Bedeutung im Wörterbuch zu verifizieren. Zusammen mit der Beachtung des Kontexts ist eine richtige syntaktische Einordnung realisierbar.
2. Vorgehen bei der grammatischen Bestimmung[]
Zunächst müssen die folgenden Kenntnisse erworben werden:
- Liegt ein starkes Verb vor?
- Welche Endung ist vorhanden und zu welchem Tempus gehört diese?
- Wie lässt sich dieses Tempus in die Stammformen der Ablautreihen einordnen?
- Welcher Stammvokal lässt sich ausmachen?
- Welche Ablautreihe liegt vor?
3. Übung[]
Bestimmen Sie die starken Verbformen im Textabschnitt Tatian 12, 1:
- Ther kneht uuârlîcho vvuohs inti strangêta fol spâhidu, inti gotes geba vvas in imo, inti fuorun sîne eldiron giiâro in Hierusalem in itmâlemo tage ôstrôno.
vvuohs:
- 3. Sg. Ind. Prät.
- starkes Verb (kein -te), Stf 3 (Ablaut uo) und Konsonant -> AR VI.
- vvahsan vvahsu vvuohs vvuohsun giwahsan
vvas
- 3. Sg. Ind. Prät.
- starkes Verb (kein -te), Stf 3 (Ablaut a) und Obstruent s -> AR V.
- vvesan vvisu vvas vvârun - (grammatischer Wechsel in Stf 4; Partizip nicht belegt)
fuorun
- 3. Pers. Pl. Ind. Prät.
- starkes Verb (kein - te), Stf 4 (Ablaut uo) und Konsonant -> AR VI.
- faran faru fuor fuorun gifaran
4. Literatur[]
- Bergmann, Rolf/Pauly, Peter/Moulin, Claudine (2007): Alt- und Mittelhochdeutsch. Arbeitsbuch zur Grammatik der älteren deutschen Sprachstufen und zur deutschen Sprachgeschichte. 7. überarbeitete Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht: Göttingen.
- Schützeichel, Rudolf (2006): Althochdeutsches Wörterbuch. 6. Auflage, überarbeitet und um die Glossen erweitert. Tübingen: Max Niemeyer Verlag.